Im Jahr 1998 werden die Gelsenkirchener Barock-Solisten
eine Konzertreihe veranstalten, in der alle Sonaten und Partiten, die Johann
Sebastian Bach für Violine solo geschrieben hat, zusammenhängend
zur Aufführung kommen. Für die erste Jahreshälfte sind zunächst
zwei Zyklen geplant. Die Konzerte eines Zyklus werden jeweils im Abstand
von einer Woche aufeinander folgen. Im ersten Konzert werden die Sonate
Nr. 1 g-moll (BWV 1001), die Partita Nr. 1 h-moll (BWV 1002) und die Sonate
Nr. 2 a-moll (BWV 1003) erklingen. Im zweiten Konzert kommen die Partita
Nr. 2 d-moll (BWV 1004), die Sonate Nr. 3 C-dur (BWV 1005) und die Partita
Nr. 3 E-dur (BWV 1006) zur Aufführung. Der Solist ist der Konzertmeister
des Ensembles,
Markus Menke. In der zweiten Jahreshälfte werden
dann nach dem jetzigen Stand der Planungen sechs weitere Konzerte in verschiedenen
Städten der Bundesrepublik folgen.
Begleitend zu diesen Konzerten gibt es ein Forschungsprojekt, das sich mit den unterschiedlichen Interpretationstraditionen beschäftigt, die bei den Bachschen Sonaten und Partiten wirksam sind.
Kurzbeschreibung:
Das Forschungsprojekt wird sich mit der äußerst wechselvollen Geschichte der musikalischen Interpretation der sechs Sonaten und Partiten für Violine Solo von Johann Sebastian Bach beschäftigen. Lange Zeit blieben Bachs Violinsoli unbeachtet oder wurden gänzlich falsch eingeschätzt. Selbst in der jüngeren Bach-Forschung bedurfte es erst eines längeren Prozesses, um die zentrale Stellung dieses Opus im Gesamtwerk Bachs zu erkennen. Im Repertoire konzertierender Künstler nehmen die »Sei Soli« bis heute eine Sonderstellung ein. Eine zusammenhängende Aufführung der als Zyklus konzipierten Stücke stellt auch heute noch eine äußerste Seltenheit dar. Die Zahl der verfügbaren Gesamteinspielungen ist, verglichen mit der Bedeutung des Werkes, eher gering.
Das Forschungsprojekt gliedert sich in drei Teile. Gegenstand des ersten Teils ist die Entstehungsgeschichte des Werkes. Er soll einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung geben. Teil Zwei beschäftigt sich mit der Geschichte der Interpretation, wie sie sich aus den schriftlichen Quellen erschließen läßt. Einen besonderen Schwerpunkt wird hier die Beschäftigung mit der bereits Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzenden Reflexion über das Problem musikalischer Interpretation bilden. Der dritte Teil des Projektes befaßt sich mit den in Ton-Aufnahmen dokumentierten Interpretationen. Hierbei sollen, soweit noch möglich, die Interpreten direkt befragt werden.
Das Projekt wird gleichzeitig in Deutsch und in Englisch
publiziert. Es wird im Internet als HTML-Dokument und in einer gedruckten
Fassung veröffentlicht.
Sum up:
The researchproject deals with the amazingly changeful history of Johann Sebastian Bachs six Sonatas and Partitas for Violin solo. It trys to find out which different traditions become apparent in the musical interpretation of this masterpieces. During his lifetime Bach's Violinsolos nearly stayed unknown. Some contemporaries even thought them as a kind of etudes. It finally was the work of some skilled Bach-Specialists to show how crucial this pieces are. Bach wrote the Sonatas and Partitas as a coherent cycle. But even for today's artist the coherent performance is still the exception. The number of available complete recordings is, compared to the importance of the work, quite small.
The research project consists of three parts. The first part gives an overview about today's knowledge concerning sources and the process of creation. The second part deals with the history of musical interpretation of Bach's work for solo violin as fare as it can be found in written sources. Special emphasises will be on the question how reflection concerning the problems of musical interpretation arose in the middle of the 18th century. Finally the researchproject's third part focuses on the musical interpretation of Bach's Sonatas and Partitas as it can be found on sound-recordings. For this part there will be a number of interviews with musicians who did complete recordings.
The project will be simultaneously published in English and German. It will be available on the web as HTML-document and in a printed version.